Friedrich Dürck

(1809 – 1884)

Portrait der Auguste Henriette Freifrau von Wallersee im spanischen Kostüm, 1860

Werkverzeichnisnummer 82
Öl auf Leinwand
119 x 87,5 cm
Links unten signiert und datiert: F Dürck / 1860

Henriette Mendel (31.7.1833 Darmstadt – München 12.11.1891) war 1859 erst in den Adelsstand erhoben worden und hieß fortan Auguste Henriette Freiin von Wallersee, worauf ihre morganatische Heirat mit Herzog Ludwig „Louis“ Herzog in Bayern (21.6.1831 – 6.11.1920) folgte – alles ein Resultat der Geburt ihrer Tochter Marie Louise am 24. Februar 1858, die Frucht der Liebe des Herzogs und ältestem Bruder der Kaiserin Elisabeth zur bürgerlichen Schauspielerin Henriette Mendel- ein skandalträchtiger Vorfall in damaliger Zeit.

Friedrich Dürck, der am 13. August 1809 in Sachsen geboren wurde, war Sohn der Barbara Dürck, deren jüngster Bruder der berühmte Maler Joseph Karl Stieler war. Dieser erhielt vor dem Hintergrund des grassierenden Fleckfiebers in Leipzig die Bitte von Franz Dürck, sich väterlich um Fritz und seinen Bruder zu kümmern, sollte der Vater sterben. Seine erste Ausbildung erhielt Dürck an der Kunstakademie zu Leipzig bei Hanns Schnorr von Carolsfeld und Gustav Jäger. 1822 lud sein Onkel und kgl. Bayerischer Hofmaler Karl Stieler ihn ein, sich unter seiner Leitung in München fortzubilden. Am 23. Juni 1823 wurde der dreizehnjährige Fritz Dürck in der Münchner Kunstakademie eingeschrieben. Hauptsächlich arbeitete er in dieser Zeit in Stielers Werkstatt, stellte aber 1826 erstmals auf der Kunstausstellung der Königlichen Akademie in München ein Bildnis aus. Wenngleich Dürck noch bis 1848 Kopieaufträge für seinen Onkel ausführte, löste er sich bis dahin aus dem Meister-Schüler-Verhältnis und schuf eigenständige Werke. Er schuf auch zwei Werke zur Ergänzung der Schönheitengalerie auf Schloss Nymphenburg, reiste daraufhin viel und schuf Bildnisse in verschiedenen Städten, besonders auch in Wien, wohin er unter anderem 1854 reiste. 1858 war er am Weimarer Hof zu einem Portraitauftrag und 1861 zum Künstlerfest und zur Künstlerversammlung in Salzburg, auch soll er nach Rom gereist sein, er war in Meran, am Hof von Schweden, Norwegen und an der Nordsee. Dazwischen ist unser Gemälde einzuordnen, das 1860 datiert ist und in München (Atelier Amalienstr. 65 oder 66) entstanden sein wird – elf Jahre nachdem Dürck mit dem schwedischen Wasa-Orden und drei Jahre nachdem er mit dem Ritterorden II. Klasse des Verdienstordens vom Heiligen Michael ausgezeichnet wurde. Er starb am 25. Oktober 1884.

Nun ist das Gemälde Bestandteil der Sammlung der Galerie Torres Nieto Fine Arts, die an der Fürstenstraße liegt, die an das Herzog Max Palais angrenzte - dem Geburtshaus der Prinzessin Elisabeth in Bayern, spätere Elisabeth Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn (*24. Dezember 1837). Und auch das Wohnhaus Friedrich Dürcks in der Amalienstr. 2 ist kaum mehr als ein Steinwurf von dem jetzigen Standort des Gemäldes entfernt. Es zeigt die Schauspielerin als Hüftbild im spanischen Kostüm, einem schwarzen Spitzenkleid mit weiß gefütterten Ärmeln mit blütengeschmücktem Spitzenschleier. Leicht nach links gewandt blickt sie dem Betrachter nahezu en face entgegen. Der Hintergrund wurde durch eine Theaterkulisse mit Säule, Mauerbrüstung und Kulissenlandschaft – ganz dem Beruf der Dargestellten entsprechend gestaltet.

Literatur:
Arno Scherling, Der Maler Friedrich Dürck (1809 – 1884): Biographie, Rezeption, Malweise, Kritisches Verzeichnis der Werke, Passau, 2023, Nr. 82, S. 220.
Brigitte Sokop, Jene Gräfin Larisch, Wien, 1988, S. 13 ff.
Erika Bestenreiner: Sisi und ihre Geschwister, München, 2003.
Augsburger Tagblatt, 7. März 1860: Augsburger Kunstverein: „Allgemeine Aufmerksamkeit findet ein großes Portrait von Dürck, der Frau Baronesse von Wallersee, der Gemahlin sr. K. Hoh. Des Herzogs Ludwig von Bayern“.
Der Bayerische Landbote 9. März 1860: Kunstverein München: „Das historische Fach wird durch mehrere Porträts vertreten, unter denen das einer schönen jungen Dame in schwarzem Kleide von Dürck durch Schönheit und Auffassung wie der Behandlung sich vor Allem auszeichnet“.
Abendblatt zur Neuen Münchner Zeitung, Nr. 61, 12. März 1860, S. 241: „Münchener Kunstbericht. Gr. Abermals hat ein neues Kunstvereinsjahr begonnen. … Unter den Porträts erregte das Bildniß einer hochstehenden Dame von Dürck allgemeines Interesse. Geistvolle Auffassung, geschmackvolle Anordnung und Zartheit der Behandlung waren vereinigt, um die schöne Gestalt auch im Bilde zu einer höchst anziehenden zu machen“.

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