Der bewusst belanglos gewählte Titel gibt eine Antwort auf die nicht gestellte Frage der Darstellung, welche sich jedoch auf den zweiten Blick nicht verifizieren lässt- sind dies wirklich Blumen oder bewegen sich die Glieder eines nicht näher definierten Lebewesens im Raum? Das Auge des Betrachters findet an der Stelle, welche sonst die Signatur des Künstlers beherbergt, die Worte PIN und TAN, welche sich den amorphen Strukturen des Gemäldes beiseite gesellen und selbst tiefgründigere Fragen aufwerfen, die nicht auf den Inhalt der Gemälde schließen lassen, sondern im Gegenteil dem malerischen Gestus gegenübergestellt sind.
Patrick Alt erklärt den Sinngehalt seiner PIN und TAN Gemälde wie folgt:
„PIN und TAN, das ist für mich wie Ying und Yang oder I & A. Ein poetischer Aspekt im Umgang mit der Idee der konventionellen Signatur, ein konzeptueller Alter Ego Name. Es verweist natürlich auch auf ein Diptychon. Es kommt aus dem Technischen: PIN =persönliche Identifikationsnummer und TAN=Transaktionsnummer. PIN und TAN stehen anstelle meiner persönlichen Signatur und verweisen auf die Frage der Identität bzw. des „ Selbst“ eines Malers. Die Signatur verweist zudem auf den seriellen technischen Charakter dieser Bilder, die gleichzeitig eine Emotion transportieren. Ich hatte schon um das Jahr 2010 begonnen, dies in verschiedene Bilder einzubauen, nachdem ich die Kürzel damals immer wieder in der FAZ gelesen hatte. Der malerische Gestus der Stillleben korreliert in gewisser Hinsicht mit dem Geschriebenen des PIN & TAN. Beide Elemente im Bild ergänzen und befragen sich. Die auf den ersten Blick recht dominante PIN & TAN Signatur wirft nämlich beim zweiten Betrachten die Frage ihrer Bedeutung auf. Stehen sie (PIN & TAN) doch nur als Stellvertreter für etwas, was sich Autor bzw. Maler nennt? Auf der anderen Seite scheint sich in der Handlung des Malens des Stilllebens selbst auch so etwas wie ein Wille nach Formulierung und Klarheit wie bei der PIN & TAN Signatur darzustellen. Der Prozess des Malens des Stilllebens mündet auf dieser bildlichen Ebene in den Wunsch, sich in eine abstrakte Signatur des Bildes an sich zu begeben. Das sozusagen "erwünschte" Blumen-Motiv berührt das historische Genre des Blumen-Stilllebens, ohne dabei selbst dazu zu werden. Die Art und Weise der malerischen Übersetzung verweigert also, dass die Pinsel-Striche zu dem werden, was sie gleichzeitig vorgeben sein zu wollen, nämlich ein Stillleben. Die belebte pflanzenartige Struktur, welche sich im Akt des malerischen Prozesses rhizomartig aufbaute, wird letztlich zur Form eines amorphen in sich kämpfenden, leidenden, fühlenden, emotionalen Signets.“
In seinem Werk, welches wir stolz sind präsentieren zu dürfen, zeigt sich der Künstler als Frager nach seiner eigenen Identität. Durch seine Anwesenheit am Eröffnungsabend, sind Sie eingeladen, sich seiner Identität trotz alternativer Signatur zu vergewissern.
